rbb PRAXIS, 28. September 2016

Bei Lungenerkrankungen wie der chronisch obstruktiven Bronchitis (COPD) oder Asthma wurden die Betroffenen lange geschont – kein Sport und bloß keine Anstrengung. Doch dieses Vorgehen ist Vergangenheit. Heute weiß man: Bewegung hilft dem gesamtem Körper, auch der Lunge.


In Deutschland leiden etwa drei bis fünf Millionen Menschen an der sogenannten COPD (chronic obstructive pulmonary disease). Rund 90 Prozent von ihnen waren oder sind Raucher. Die englische Abkürzung steht für die chronisch-obstruktive Bronchitis mit und ohne Lungenemphysem. Um zu verhindern, dass die Erkrankung das Lungengewebe unwiederbringlich zerstört, muss die COPD früh erkannt und gezielt behandelt werden.

Lungensport bei COPD

Neben den zahlreichen Medikamenten wird ein wichtiger Therapiebestandteil bislang von Patienten und Ärzten häufig vernachlässigt: Sport und Aktivität. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Dr. Benjamin Waschki von der LungenClinic Grosshansdorf. Die 200 Teilnehmer der Langzeitstudie trugen eine Woche lang ein Armband, das ihre körperliche Aktivität im häuslichen Alltag aufzeichnete.

Nach zwei bis drei Jahren wurde die Messung wiederholt. Das Ergebnis: Je weniger sich die Patienten bewegten, desto weniger leistungsfähig waren sie. Damit stiegen auch die Krankenhauseinweisungen und Todesfälle unter diesen Patienten. Neben einer professionellen Rauchentwöhnung sollte deshalb ein moderates Trainingsprogramm zur sofortigen Behandlung gehören, so die Forderung der Studienautoren.

In Berlin entschlossen sich im vergangenen Sommer zehn COPD-Patienten für den Berliner Staffellauf zu trainieren. Das heißt, fünf Kilometer an einem Stück joggen. Die meisten Patienten mit einer COPD würden dankend abwinken. Zu anstrengend. Weil das aber genau die falsche Einstellung ist, riefen die Lungenfachärzte Matthias Krüll und Thomas Schultz aus Berlin die COPD-Staffel ins Leben. Damit wollen die beiden Ärzte die Bedeutung des Sports für Lungenkranke noch deutlicher machen. Durch die körperliche Aktivität werden vermehrt antientzündliche Substanzen gebildet. Das Fortschreiten einer COPD wird dadurch verlangsamt.

Auch Kassen zahlen inzwischen

Als die zehn Patienten Anfang Juni anfingen zu trainieren, schafften einige von Ihnen gerade mal 100 Meter am Stück zu laufen. Zwei Monate trainierten sie mit Matthias Krüll und Thomas Schultz an ihrer Seite zwei Mal wöchentlich. Nach vier Wochen Training liefen sie trotz Lungenkrankheit bereits zwei Kilometer.

Für den letzten Motivationsschub stand den zehn Teilnehmern am Wettkampftag Carlo Thränhardt zur Seite. Der dreimalige Hochsprung-Weltmeister hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, schwer kranke Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig Sport gerade in ihrer Situation ist. Auch die Krankenkassen haben das Potenzial von Sport für ihre lungengeschädigten Patienten erkannt: Sie zahlen – ganz oder zum Teil – bis zu 120 Trainingseinheiten.

Zartes Lungengewebe, Vorsicht mit Schadstoffen

Wie entsteht überhaupt eine COPD? Die Bronchien sind mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die von hauchfeinen Flimmerhärchen bedeckt ist. Durch die Bewegung dieser Härchen werden eingeatmete Schadstoffe wie Staub, Abgase und andere giftige Bestandteile nach außen befördert. Flimmerhärchen und Schleimhaut sind sehr empfindlich. Gelangen häufig Schadstoffe in die Lunge, wird die Schleimhaut gereizt.

Ursächlich für die COPD ist vor allem das Rauchen von Zigaretten. Rauchen führt dazu, dass sich die Schleimhäute in den Bronchien entzünden, anschwellen und so kaum mehr Schleim abtransportieren. Durch die wiederkehrenden Entzündungen wird die Schleimhaut dicker und vernarbt. Es wird vermehrt zäher Schleim produziert, der trotz heftigem Husten nicht richtig abtransportiert werden kann und die Atemwege verstopft.

COPD - ab 50 meist bemerkbar

Hält der Zustand an, verengen sich die Bronchien dauerhaft. Später entwickelt sich ein Lungenemphysem. Dabei sind die Lungenbläschen und die ganz kleinen Atemwege (Bronchiolen) überbläht, das Lungengewebe wird zerstört.

Nach Definition der WHO liegt eine chronisch-obstruktive Bronchitis vor, wenn der schleimig-eitrige, produktive Husten in zwei aufeinander folgenden Jahren über mindestens drei Monaten andauert. Weitere typische Symptome einer COPD sind Luftnot und ein pfeifender Atem. Meistens macht die COPD sich im Alter von 50 bis 60 Jahren bemerkbar. Die Erkrankung entwickelt sich über viele Jahrzehnte hinweg.

Komplexe Therapie

Die Therapie der COPD ist komplex. Ziel der Behandlung ist immer, die Krankheit nicht fortschreiten zu lassen, Symptome zu lindern, die körperliche Belastbarkeit zu steigern und die Lebensqualität zu verbessern. An erster Stelle stehen präventive Maßnahmen und das Ausschalten von Risikofaktoren. Zudem stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die allein oder kombiniert verschrieben werden.

Inhalative Kortikoide (Kortisonspray) sollen die Entzündung minimieren. Lange galten sie als Mittel der Wahl in akuten und chronischen Situationen. Nun hat eine Reihe von Studien gezeigt, dass Patienten mit einer schweren COPD unter der Therapie mit einem Kortisonspray häufiger Lungenentzündungen hatten als diejenigen, die das Mittel nicht nahmen. Eine andere Untersuchung stellt diese Erkenntnis wieder in Frage.

Eine Studie ebenfalls aus der LungenClinic Grosshansdorf kam zu dem Ergebnis, dass sich bei Patienten, deren Erkrankung stabil ist, ihr Zustand ohne das inhalative Kortison nicht verschlechtere, dafür aber das Risiko von Nebenwirkungen sinke. Bronchienerweiternde Medikamente mussten aber weiterhin eingenommen werden. Kurzum: Der Stellenwert von Kortison ist im Moment nicht abschließend geklärt und die Indikation für die entsprechende Therapie sollte geprüft werden. Zu den bronchienerweiternden Medikamenten gehören Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika. Sie führen über verschiedene Mechanismen dazu, dass das Lungengewebe sich weitet und mehr Fläche zum Gasaustausch zur Verfügung steht.

Inhalatoren oft falsch angewendet

Das Problem: Rund zwei Drittel aller Patienten mit COPD wenden ihren Inhalator falsch an und gefährden so ihren Behandlungserfolg. Häufig nehmen sie eine zu geringe Dosis ein, so dass sich die Krankheitssymptome verschlimmern.

Ursache scheint die ungenügende Schulung der Patienten, die Verordnung unpassender Geräte und deren Vielfalt auf dem Markt zu sein. Oft würden die Patienten aufgrund von Rabattverträgen zwischen Krankenkassen und Herstellern in der Apotheke nicht das Gerät bekommen, das ihnen der Arzt verordnet hat und auf dem sie geschult sind, meint Prof. Claus Vogelmeier, Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung (DLS). Deshalb seine Forderung: eine einheitliche, farbige Kennzeichnung von Inhalatoren, die gleiche Medikamentengruppen enthalten. Und: Apotheken sollen nur noch die verordneten Produkte ausgeben.

Infekte vermeiden, früh Arzt aufsuchen

Menschen mit COPD passen jetzt in der Herbst- und Winterzeit auf: Sie suchen am besten bei jeglichen Anzeichen für eine Infektion der Atemwege ihren Arzt auf. Denn eine bakterielle Infektion kann bei COPD-Patienten eher als bei gesunden Menschen eine Antibiotikabehandlung notwendig machen.

Link zum Beitrag

Training bei Atemwegs- und Lungenerkrankungen: Lungensportgruppen in der Region

Lungensportregister

Filmbeitrag: Thomas Förster
Infotext: Constanze Löffler

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