Interview mit Anne Stephan über Ihren Weltrekordlauf über 100km Laufband im Zentrum für Sportmedizin


Wann und wie ist Ihr Wunsch entstanden, den Weltrekord über 100km auf dem Laufband zu anzugehen?

Ich habe von 2008 bis 2015 in der Nähe von München gelebt und musste notgedrungen (zu viel Schnee auf den Wegen) im Winter auf ein Laufband ausweichen. Das hat mir immer Spaß gemacht, wetter- und zeitunabhängig trainieren zu können, da ich mir ein eigenes Laufband zugelegt hatte. Auch während meines nebenberuflichen Studiums, wo ich einmal im Monat Präsenzveranstaltungen in Fulda hatte, habe ich aufgrund der späten Uhrzeit in der kalten und dunklen Jahreszeit das Laufband favorisiert. Letztes Jahr hat dann Florian Neuschwander den Rekord über 50 km gebrochen und dieses Jahr auch den über 100 km knacken können. Da coronabedingt keine Wettkämpfe mehr stattgefunden haben, man als Sportler aber genau diese braucht (Motivation, Kontrolle des Trainingserfolges, mentale Fokussierung), habe ich meinen Trainer um die Möglichkeit gebeten, etwas auf dem Laufband veranstalten zu können. Nach einem Blick in die Rekordlisten war schnell klar, dass die Marken über 50 km bzw. 6 Stunden zu ambitioniert für meinen im Januar vorliegenden Leistungszustand waren. Also haben wir die 100 km ins Auge gefasst.

 

Wann begannen die Vorbereitungen für diesen Versuch? Wie sah Ihr Trainingsprogramm aus?

Den Wunsch ausgesprochen hatte ich nach dem 100 km Rekord von Flo Ende Januar 2021. Mitte Februar stand bereits fest, dass mich das Zentrum für Sportmedizin mit der Örtlichkeit und dem Laufband ausstatten würde. Ab da begannen die Vorbereitungen darauf. Zu Beginn ein wöchentlicher Wechsel zwischen schnellen, kürzeren Intervall-Läufen und langen Ausdauereinheiten. Ende Februar dann der erste Tempo-Test über 50 km (24.2) und Anfang März (8.3.) ein langer Trainingslauf über 55 km. Bedingt durch diese gut verlaufenden Einheiten bekam ich vom DLV/DUV die Möglichkeit am 2. Internationalen IAU-Solidarity-Run am 20.3. über 6 Stunden teilzunehmen, bei dem ich eine Weite von 74,4 km erreichte und beste Frau Deutschlands bzw. neunte im weltweiten Ranking werden konnte. Danach wurde der 8.5. als Rekordversuchstag festgelegt. Es folgten noch drei lange Ausdauer-Einheiten über 55, 65 und 46 km.

 

Am 8. Mai war es dann soweit: Auf dem Laufband des Zentrum für Sportmedizin im Olympiapark Berlin haben Sie den bestehenden Weltrekord um Längen geknackt (nach 8h14 im Ziel). Wie empfanden Sie den Lauf? Wie vertreibt man sich die Zeit?

Der wohl wichtigste Faktor ist Geduld, zu Beginn nicht übermütig zu werden und zu schnell loszulaufen. Genauso wichtig, dass man sich mental so fokussieren und darauf einstellen muss, dass man zwar 100 km gelaufen ist, aber sich faktisch doch keinen Meter bewegt hat.

Die ersten 6 Stunden gingen, mit Ausnahme einer kleinen mentalen Schwäche bei der Marathon-Marke, recht entspannt vorbei. Ich versuche immer recht schnell in meiner eigenen Gedankenwelt zu versinken. Das gelang mir sehr gut. Außerdem nutze ich ein psychologisches Tool von meinem Mental-Coach Michele Ufer ("Ressourcen-Reload"), bei dem ich mir für jeden Buchstaben des Alphabetes ein Wort überlegte, mit dem ich bestimmte Erinnerungen verbinde. Darüber nachgedacht, vergeht die Zeit auch recht schnell. Nach den 6 Stunden wird es dann schwierig. Es ist eine Phase, die man eigentlich nur in Wettkämpfen mit motivierendem Zweikampf erlebt und die nicht trainiert werden kann (weil man einfach nicht so lange läuft). Nun war mein Gegner meine Psyche. Fragen wie: ‚Bekomme ich gerade einen Wadenkrampf?‘, ‚Klemme ich mir gerade einen Nerv im Rücken ein?‘, ‚Sind das Seitenstiche?‘ und ‚Schaffe ich diese Geschwindigkeit überhaupt noch zwei Stunden?‘ kommen auf. Da heißt es Zähne zusammenbeißen und kämpfen. Mein Trainer Volkmar Scholz und Dr. Robert Margerie übernahmen abwechselnd mit aufbauenden Worten. Wenn man hört, dass es von außen noch rund und gut aussieht, dann beruhigt es einen enorm.                                                                                                                                                                                                                                                                                       

Wie geht es Ihnen jetzt und was ist Ihr nächstes sportliches Ziel?

Körperlich merkte ich bereits am Folgetag kaum noch etwas von der großen Anstrengung. In den Tagen kurz nach diesem Erfolg fühlte es sich allerdings einfach nur leer an in mir. Druck und Anspannung waren weg. Als Sportler fragt man es sich schnell "Wie soll ich das noch toppen?". Zum Glück gibt es sehr schnell wieder mögliche Ziele. Noch haben wir keine explizit festgelegt, aber die Pandemie-Situation wird sich verbessern, so dass wir drauf hoffen können, das Ende des Jahres auch wieder reale Wettkämpfe stattfinden können. Ziele könnten da sein, die Norm für die 50 oder 100 km EM/WM zu schaffen oder auch über die 24 Stunden-Läufe.

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foto 100km laufband weltrekord vor startvorher           foto 100km laufband weltrekord ziel nachher

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